Cold a Long Time: An Alpine Mystery

Luca Elias 

Univ.-Prof. Dr. Klaus Schwaighofer hat den folgenden Sachverhalt im Fall Luca Elias veröffentlicht:

Im Juli 2007 wurde der damals 14 Monate alte Luca von der Kindesmutter wegen Atemschwierigkeiten und eines dunklen Ausschlags im Gesäßbereich in das Krankenhaus Mödling gebracht und dort behandelt. Die Kindesmutter war zu diesem Zeitpunkt mit ihren beiden Kindern auf Besuch bei ihrem Freund in Schwechat. Da die behandelnden Ärzte diverse Hämatome feststellten, die einen Verdacht auf Kindesmisshandlung („battered child") begründeten, schalteten sie das Jugendamt der BH Mödling ein. Wegen des Wohnsitzes der Kindesmutter in Tirol wurde das örtlich zuständige Jugendamt in Tirol telefonisch verständigt, das mit der Kindesmutter sogleich Kontakt aufnahm. Die Kindesmutter erteilte ihre Zustimmung zur Transferierung von Luca in das Krankenhaus nach Innsbruck.

Dort bestätigte sich bei einer neuerlichen Untersuchung der Verdacht auf eine Kindesmisshandlung. Die Klinik empfahl dringend die Einleitung einer ambulanten Stützmaßnahme. Nach Auskunft des behandelnden Arztes habe das Kind aber keine ernsthaften Verletzungen, es gebe keine Zeichen von schwerer Misshandlung, sodass aktuell keine akute Gefährdung bestehe. So wurde beschlossen, das Kind unter einigen Auflagen in Eigenpflege der Kindesmutter zu belassen. Diese erklärte sich damit einverstanden und unterzeichnete eine förmliche Vereinbarung über die ambulante Unterstützung der Erziehung für Luca durch einen Familienberatungsverein, zunächst für drei Monate. Die Kindesmutter verpflichtete sich u.a., Luca anfangs zweimal wöchentlich, danach einmal im Monat dem Kinderarzt vorzustellen und nicht zu Besuchen beim Lebensgefährten mitzunehmen.

Am 1.10.2007 wurde die Jugendwohlfahrt telefonisch informiert, dass die Kindesmutter die Vereinbarung gebrochen hatte und mit Luca zu ihrem Freund nach Niederösterreich gefahren war. Sie wurde aufgefordert, umgehend nach Tirol zurückzufahren und den Familienberatungsverein zu kontaktieren.

Am 3.10.2007 kam die Kindesmutter mit Luca in die Innsbrucker Klinik, wo ein gebrochener linker Unterarm und blaue Flecken auf der rechten Kopfhälfte festgestellt wurden. Die Mutter gab den Ärzten gegenüber an, das Kind sei vor ein paar Tagen aus dem Bett und auf ein Spielzeug gefallen; sie habe nur an eine Prellung gedacht und diese zunächst mit einer Salbe behandelt.

Das Jugendamt veranlasste daraufhin die Untersuchung durch einen Gerichtsmediziner; bis zum Vorliegen des Ergebnisses der Untersuchung durfte die Kindesmutter Luca nicht nach Hause nehmen. Die Untersuchung konnte keinen direkten Hinweis auf Fremdeinwirkung feststellen; die Theorie der Kindesmutter wurde für möglich angesehen. Da aus Sicht des behandelnden Arztes nichts Gravierendes gegen die Kindesmutter sprach und keine das Kindeswohl gefährdenden Umstände erkennbar waren, wurde Luca unter gleichzeitiger Anordnung engmaschiger Kontrollen der Kindesmutter ausgefolgt.

In der Nacht von 1. auf 2.11.2007 starb Luca im Krankenhaus Schwechat. Luca war vom Freund der Mutter geschlechtlich missbraucht worden und an den Folgen dieser Tat gestorben. Die Obduktion ergab noch einen unentdeckten Armbruch, vermutlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Juli und Anfang August 2007, sowie einen Rippenbruch eine Woche vor dem Tod des Kindes.

http://goo.gl/YbGK8

------------------------------------------------------------------------Ende des Zitats------------------------------------------------------------

Drei Wochen nach dem Mord an Luca wurden Fotos des verletzten Gesäßes des Kindes (aufgenommen im Krankenhaus Moedling im Juli 2007) von einer anonymen Quelle an den ORF gesendet. 

http://www.youtube.com/watch?v=-QaGW4CBjwI

 

Auch auffällig sind die zwei ovalären Hämatome am linken Oberarm--typische Zeichen von Kindesmissbrauch (festes Anpacken des kindlichen Oberkoerpers).  Das korrelliert eventuell auch mit dem Symptom der "Atemschwierigkeiten," denn beim „battered child syndrom“ kommt es durch das Schütteln des Kindes oft zu Störungen des noch unreifen Atemzentrums; erstens durch das Schütteln selbst, zweitens durch das (vor allem bei kleineren Kindern) Zusammendrücken des Thorax →Rippenbrüche →Kind wird „apathisch“(hat ja Schmerzen beim Atmen), kann nicht mehr tief genug Luft holen, um zu Schreien, sonst noch mehr Atemnot.

 

Der Gerichtsmediziner, der Luca's Verletztungen im Oktober 2007 untersuchte, war Dr. Walter Rabl. 

In Mai 2008 gab es einen Prozess gegen Lucas Mutter und eine Tiroler Sozialarbeiterin wegen Vernachlässigung der Fürsorgepflicht. Die angeklagte Sozialarbeiterin, die seit mehr als 20 Jahren im Bereich der Jugendwohlfahrt tätig ist, betonte, dass sie sich in erster Linie auf die Expertise des Innsbrucker Gerichtsmediziners Walter Rabl verlassen habe, der in seinen Ausführungen von „grober Behandlung“, nie aber von sexuellem Missbrauch ausgegangen ist.  Trotzdem wird die Sozialarbeiterin fuer schuldig gesprochen und zu einer bedingten Geldstrafe von 1200 Euros wegen schwerer Koerperverletzung durch Unterlassung verurteilt. Laut Staatsanwaltschaft Innsbruck wird es im Fall Luca kein Strafverfahren gegen ÄrztInnen und weitere MitarbeiterInnen der Jugendwohlfahrt geben.

http://www.graz.at/cms/beitrag/10122565/2167322/

 

Diese Sache wirft eine grosse Frage auf: Wie kam Dr. Rabl zu dem Schluss, dass die Angabe der Mutter ("aus dem Bett und auf ein Spielzeug gefallen") glaubhaft war? 

Die Universitätsklinik für Pädiatrie vermutete Kindesmisshandlung, aber das Jugendamt ist Dr. Rabls Meinung gefolgt. Warum? Aus welcher Fachliteratur oder praktischer Erfahrung hat Dr. Rabl seine Schlussfolgerungen gezogen?

Eine Google-Suche mit den Worten "injuries children falling out of bed" ergab diesen Artikel aus dem renommierten Journal of Pediatric Orthopaedics:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3558802

Die wichtigste Schlussfolgerung der Studie:

Schwere Kopf-, Hals-, Wirbelsäulenverletzungen und Verletzungen der  Extremitäten sind äußerst selten wenn Kinder aus dem Bett fallen. Kindesmisshandlung sollte vermutet werden (...) wenn ein Kind schwere Verletzungen hat und die gemeldete Ursache ein Sturz aus dem Bett ist.

Eine Google-Suche mit den Worten "Gewalt gegen Kinder erkennen" ergab die folgende Broschuere des Bund Deutscher Kriminalbeamter.

http://goo.gl/UxoTy

Im Kapitel 10, "Erkennen von Kindesmisshandlungen/Verdachtsmomente" ist zu lesen:

Unterarmfrakturen sind bei misshandelnden Kindern oft anzutreffen, da der Unterarm nicht selten als Hebel zum Schütteln und Schleudern benutzt wird. Das Auftreten von Knochenbrüchen bei Kindern von einem Lebensalter unter drei Jahren muss generell als hoch verdächtig angesehen werden und erfordert weitere Untersuchungen. Röntgenologische Untersuchungen sind auf jeden Fall erforderlich.

Ein Paar Monate nach dem Mord an Luca gab es in Innsbruck einen weiteren Fall eines Kinds mit verdaechtigen VerletzungenLaut einem ORF Bericht:

Klarheit erhofft man sich von den Untersuchungen an der Gerichtsmedizin Innsbruck. Wie man erkennen kann, ob blaue Flecken vom Spielen oder von einer Misshandlung stammen, erklärt Gerichtsmediziner Walter Rabl in "Tirol heute."

http://tirv1.orf.at/stories/248293